LZ Rheinland Nr. 31/2023

AGRARPOLITIK | 9

Für loses Fleisch wird ab 2024 eine verpflichtende Her kunftskennzeich nung eingeführt. Foto: imago/ U. J. Alexander

Kennzeichnung von unverpacktem Fleisch kommt

Beides sei nun mit der eben falls verab schiedeten Tierhaltungs kennzeich nung möglich gemacht wor den. Damit werde langjährigen Forde rungen der Landwirt schaft und der Verbraucher nachgekommen.

Die nationale Regelung zur Herkunfts kennzeichnung von unverpacktem Fleisch kann kommen. Wie das Bun deslandwirtschaftsministerium mit teilte, hat das Bundeskabinett einen von Agrarminister Cem Özdemir abge änderten Verordnungsentwurf gebil ligt. Anfang Juli hatte der Bundesrat bereits seine Zustimmung unter der Maßgabe gegeben, dass die Kennzeich nung bei einer überwiegenden Abgabe von Fleisch der gleichen Herkunft auch durch einen allgemeinen und gut sicht baren Aushang im Laden als ausrei chend gilt. Einer entsprechenden An passung der Vorlage stimmte das Kabi nett nun zu. Dem Ministerium zufolge muss Anfang 2024 unverpacktes Fleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel eine verpflichtende Herkunftskennzeich nung aufweisen. Dies gilt bisher nur für die verpackte Ware, lediglich bei Rind fleisch auch schon für unverpackte Frischware. „Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Fleisch kaufen, wollen sie wissen, wie das Tier gehalten wurde und woher es kommt“, betonte Özdemir.

Qualitätsmerkmal“, hob Özdemir her vor. Es stehe für Tierschutz, gerechte Löhne und den Schutz der natürlichen Ressourcen. ◀

Parallel zur Tierhaltungskennzeichnung soll laut Özdemir auch die Herkunftsbe zeichnung im nächsten Schritt auf die Außer-Haus-Verpflegung ausgeweitet werden. „Tierhaltungs- und Herkunfts kennzeichnung sind für mich ein Ge schwisterpaar und gehören zusam men“, erklärte Özdemir. Die Kunden könnten so eine bewusste Kaufent scheidung treffen und sich aktiv für mehr Tierschutz, regionale Wertschöp fung und hohe Umweltstandards ent scheiden. „Made in Germany ist auch beim Fleisch ein von den Verbrauche rinnen und Verbrauchern anerkanntes die Labels aufzuklären, um deren volles Potenzial auszuschöpfen. Den Forsche rinnen zufolge verstehen viele Verbrau cher die Label oftmals nur unzurei chend, wodurch diese nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Hieran setz te die in der Fachzeitschrift „Journal of Agriculture and Food Research“ veröf fentlichte Studie an und untersuchte, wie Informationen die Wirksamkeit der Labels steigern könnten. ◀ Einstellungen und Erwartungen befragt. Gefragt nach den „sehr wichtigen The men“, die solch ein Monitoring abdecken sollte, wählten 85 % die Tiergesundheit, 79 % die Haltungsbedingungen, 76 % das Tierwohl bei Schlachtung und 70 % das Tierwohl beim Transport. Das Ausle ben des Normalverhaltens der Tiere brachte es auf 66 % und Emotionen auf 53 %. Als weitere wichtige Aspekte wur den die Sachkunde sowie die Entloh nung von Tierhaltern für den Mehrauf wand des Monitorings genannt. ◀

Regionales Bestandsmanagement beim Wolf? EU-Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen er wägt, in den Mitgliedsländern ein regionales Bestandsma nagement des Wolfs zu ermöglichen. Zwar müsse eine ge fährdete Art geschützt werden, erklärte sie. „Aber wenn in bestimmten Regionen die Art nicht mehr gefährdet ist, müs sen wir auch anders mit ihr umgehen – und sie zum Beispiel bejagen“, sagte von der Leyen. Die EU-Kommission arbeite derzeit an einem Vorschlag für eine neue Herangehenswei se. Dafür wichtig seien regionale Daten zur Entwicklung der Wolfspopulation, die gegenwärtig gesammelt würden.

Verständnis erhöht Zahlungsbereitschaft Je besser Kundinnen und Kunden die Bedeutung von Tierwohllabels verste hen, desto eher greifen sie auch für Tierwohlprodukte tiefer in die Tasche. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Federführung von Wissen schaftlerinnen der Universität Göttin gen und der Hochschule Weihenste phan-Triesdorf (HSWT). Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen ist es daher entscheidend, Verbraucher gezielt über Zustimmung für nationales Monitoring Ein nationales Tierwohlmonitoring für landwirtschaftliche Nutztiere trifft auf eine breite Zustimmung in verschiede nen gesellschaftlichen Gruppen. Dies zeigen laut dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Nationales Tierwohl-Monitoring“ (NaTi Mon). Bei der nicht repräsentativen Um frage, an der sich 1 893 Personen betei ligten, wurden Bürger, Landwirte, Wis senschaftler und Tierärzte nach ihren

Der Sprecher der CDU/CSU-Bun destagsfraktion für den ländli chen Raum, Henning Otte, be grüßte die Pläne. Zugleich for derte er die Bundesregierung auf, „endlich zu handeln“. Sie müsse den günstigen Erhal tungszustand nach Brüssel mel den, mit einem regionalen und regulierenden Wolfsmanage ment beginnen und sich auf EU Ebene für eine niedrigeren Schutzstatus des Wolfs einset zen. Der Vorsitzende der nieder sächsischen CDU-Landtagsfrak tion, Sebastian Lechner, appel lierte an die Landesregierung in Hannover, beim Thema Wolf „den Druck auch auf den Bund massiv zu erhöhen“. In diesem Zusammenhang erinnerte Lech ner an die kürzliche Ankündi gung von Ministerpräsident Ste phan Weil, die Zahl der Wölfe in einigen Regionen wie zum Bei spiel Deichen deutlich zu redu zieren. ◀

Das Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) rief anlässlich der Aussagen von EU-Kom missionspräsidentin von der Leyen die Bundesregie rung dazu auf, rechtliche Änderungen vorzunehmen, um zu einem aktiven Wolfs management zu kommen. Foto: imago/imagebroker

LZ 31 · 2023

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