LZ Rheinland Nr. 31/2023

| AGRARPOLITIK 10

Klimawandel: Wie kann die Praxis reagieren?

Die Landwirtschaft an veränderte Klimabedingungen anzupassen, wird immer wichtiger. Auf den trockenen, leichten Böden in der Lausitz ist dies schon jetzt ein wichtiges Thema, das praktische Anpassungen erfordert. BioökonomieREVIER, eine Strukturwandelinitiative des Forschungszentrums Jülich, hatte zu einer Exkursion in die Lausitz eingeladen, um sich vor Ort bei der Partnerregion Land-Innovation-Lausitz davon ein Bild zu machen.

Grünland oder Nutztierhaltung ist mög lich. In Calau wachsen beispielsweise Kamille, Amaranth, Bohnenkraut, Sal bei und Thymian zwischen Reihen von Hybridpappeln. Diese Baumart wurde als erstes gepflanzt, da sie schnell wächst und Windschatten bringt. Auch Legehennen werden unter den Bäumen gehalten – für die Direktvermarktung. Die Herausforderung ist groß auf den sandigen Böden der Lausitz: In den ver gangenen beiden Jahren wurden nur 400 mm Niederschlag pro Jahr gemes sen – statt der schon niedrigen übli chen 500 bis 550 mm. Die Schläge wer den in wissenschaftlichen Projekten weiter untersucht, auch nach einer wirt schaftlich interessanten Weiterverwer tung der Ernten wird geschaut, etwa, ob sich die Pflanzenöle zur Verwertung eig nen. Was die begleitenden wissen schaftlichen Untersuchungen bisher ge zeigt haben: Die Verdunstung auf dieser Agroforstfläche ist deutlich niedriger als auf den großen Schlägen. Gebietsheimische Wildpflanzen zur Entwick lung neuer Wertschöpfungsketten in der Lausitz auf den Flächen der Nagola Re GmbH. Fotos: Anke Krüger

Auf dem Versuchs feld für Agroforst der ZGJ Groß Jehser GmbH bei Calau profitiert Kamille vom Windschatten der Pappeln.

▶ Versuchsfeld für Agroforst Erste Station der Exkursion war ein Ver suchsfeld für Agraroforst der ZGJ Groß Jehser GmbH bei Calau. Im Jahr 2020 wurde dort auf 10 ha eine Fläche mit multifunktionaler Landnutzung ange legt. Beim Konzept des Agroforsts ste hen landwirtschaftliche oder gärtneri sche Kulturpflanzen zusammen mit Ge hölzen auf einer landwirtschaftlichen Fläche, auch eine Kombination mit

Eines gleich vorweg: Im Rahmen der Exkursion wurden den Teilnehmerinen und Teilnehmern interessante Beispiele demonstriert, wie Bäuerinnen und Bau ern in einer Kohleregion wie der Lausitz mit dem Klimawandel umgehen.

Bioökonomie Ziel der Bioökonomie ist eine nachhaltige, biobasierte Kreislaufwirtschaft, betrieben mit tierischen, pflanzli chen und mikrobiellen Roh- und Reststoffen wie Ölen, Eiweißstoffen und Fasern. Sie soll klimaneutral sein und kommt ohne fossile Rohstoffe wie Erdöl aus. Die Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinland zählt zu einer der wichtigsten Branchen hierfür. Die vom Forschungs zentrum Jülich koordinierte Initiative BioökonomieRE VIER verbindet Akteure unterschiedlicher Branchen aus Chemie, Pharma, Kosmetik, Biotechnologie, Maschinen bau, Papier, Textil und Energie und bietet Fachveranstal tungen wie den Bioökonomie Feldtag an. Interessierte Landwirte aus der Region sind herzlich willkommen, sich an praxisnahen Forschungsprojekten zu beteiligen. Hier geht es etwa um den Testanbau von Kräutern, Medizinal- und Aromapflanzen, neuen Öl- und Faserpflanzen oder um den Pflanzenanbau unter Agri Photovoltaikanlagen – das Forschungszentrum betreibt die erste Demonstrationsanlage dieser Art in Morsche nich-Alt im Kreis Düren. ◀

Im Betrieb von Thomas Domin in Peickwitz wird Pflanzenkohle zur Erhöhung der Wasserhalte kapazität eingesetzt.

LZ 31 · 2023

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