LZ Rheinland Nr. 31/2023
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▶ Mitbewohner entscheidend Das tägliche Stallmanagement trägt ebenfalls entscheident dazu bei, ob die Vierbeiner sich im Offenstall wohlfüh len. Hierzu zählen beispielsweise: ● Geringe Fluktuation: Bei ständigem Pferdewechsel entsteht Unruhe. Die Rangordnung muss jedes Mal neu geklärt werden, was zu vermehrten Rangeleien und mitunter Verletzun gen führt. ● Individuelle Fütterung: Auch in Gruppenhaltung sollte es möglich sein, jedem Pferd seine individuelle Portion zuzuteilen. Das ist zugege ben eine Herausforderung und funk tioniert mit Fressständern oder einer computergestützten Fütterung. Drit te Variante: Die Pferdebesitzer müs sen Kraftfutter selbst zufüttern. Grundsätzlich sollte die Herde nicht all zu bunt gemischt sein, da die Anforde rungen an den Stallbau dann enorm sind. Vor allem (Gitter-)Abstände sind problematisch, denn was für einen mächtigen Kaltbluthuf keine Gefahr darstellt, kann für einen zierlichen Po nyhuf zur Falle werden. Unterschiedli che Altersstufen sind im Offenstall grundsätzlich kein Problem, allerdings sollten sehr junge Pferde immer gleich altrige Freunde haben, sehr alte Pferde hingegen sind mitunter mit Youngsters überfordert.
In gemischten Pferdeherden können Wallache, die sich wie Hengste beneh men, zu einem großen Problem werden. Schließlich sind Stutenbesitzer nicht erfreut, wenn der Wallach regelmäßig auf den Rücken ihrer Stute springt – ab gesehen von der Verletzungsgefahr. Zu dem gibt es noch den Problemfall Hengst. Zwar kommt eine Studie der Freien Universität Berlin zu dem Schluss, dass Hengste durchaus in Gruppen gehalten werden können, wenn bestimmte Voraussetzungen er füllt sind. Dennoch bleibt eine wirklich artgerechte Haltung von Hengsten im Offenstall eine enorme Herausforde rung. ▶ Boxen als Alternative? Eine Innenbox stellt eigentlich keine Al ternative dar, denn im Vergleich zum Offenstall fehlt der Raum für ausrei chende Bewegung. Ein Pferd braucht freie Bewegung und Artgenossen. Es gibt sicher Betriebe, die trotz Innenbo xenhaltung den Pferden ausreichend Auslauf mit Artgenossen bieten, aller dings stehen noch immer zu viele Pfer de zu viele Stunden in engen Innenbo xen. Freie Bewegung heißt, das Pferd darf selbst bestimmen – Führanlage oder Laufband zählen also nicht dazu.
Es ist natürlich einfach, auf dem Papier mehr Platz zu fordern. Betriebe möch ten ihren Einstellpferden auf der einen Seite einen guten Platz bieten, auf der anderen Seite macht es wirtschaftlich einen Unterschied, wie viele Pferde auf der vorhandenen Fläche untergebracht sind. Schließlich haben viele Betriebe ohnehin schon an den aktuellen Bedin gungen schwer zu knabbern.o
Gemeinsam fressen – diesem Bedürfnis kommen Pferde gerne nach.
Was sind die Unterschiede? Ein Offenstall gliedert sich traditionell in einen Innenbe reich mit sich direkt daran anschließendem Auslauf. Im Innenbereich befindet sich die Liegefläche, Fressplätze können sowohl im Innen- als auch im Außenbereich vor handen sein. Bei einem Aktivstall kommen zusätzlich spezielle Bewegungsanreize für die Pferde hinzu, etwa bauliche Umwege durch Zäune oder Baumstämme und lange Wege zwischen den einzelnen Bereichen wie zum Beispiel Raufe und Tränke. Oft erfolgt die Futterzuteilung in Aktivställen via Computer, die Pferde tragen dafür ei nen speziellen Chip. Mit diesem ist auch eine Zutritts kontrolle zu bestimmten Bereichen möglich – beispiels weise auf die Weide oder in sogenannte Chill-out-Boxen, in denen die Vierbeiner entweder Ruhe oder Extrafutter finden. Unterschiedliche Bodenbeläge sind ebenfalls ty pisch. Auch ein Paddock-Trail ist grundsätzlich ein Offen stall, der zusätzliche Bewegungsanreiz wird durch einen Rundweg geschaffen, auf dem verschiedene Funktions bereiche wie etwa mehrere Futterstellen, Lecksteine, Wälzplatz oder Unterstände räumlich möglichst weit ver teilt angeordnet sind. ◀
Eine Verbesserung der reinen Innenbox ist die sogenannte Kurtz-Box, benannt
LZ 31 · 2023
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