LZ Rheinland Nr. 31/2023

HOF & FELD | 35

Paddockboxen mit sehr kleinem Pad dock sollten allerdings auch nur dann eine mögliche Alternative zum Offen stall sein, wenn die Pferde zusätzlich täglich Bewegung haben. ▶ Und Mini-Offenställe? Einige Pferdebetriebe bieten Mini- Offenställe an, also Offenställe, in de nen vielleicht nur zwei oder vier Pferde zusammenleben. Gerade für Vierbeiner, die bereits älter sind oder sich grund sätzlich in größeren Herden schwertun, oft eine durchaus gute Lösung. Diese Mini-Offenställe können – wenn baulich möglich – durch das Zusammenlegen von zwei oder mehreren benachbarten Paddockboxen erstellt werden. Diese flexiblen Boxensysteme plant man am besten schon beim Stallbau mit ein, nachträglich ist eine solche Verände rung oft nur schwer umsetzbar. ▶ Was ist noch möglich? In Laufställen wohnen die Pferde ge meinsam in einem Innen- oder Außen stall, der idealerweise in Liege- und Fressbereich unterteilt ist. Meist ist der Stall entsprechend großzügig dimensio niert und die Vierbeiner sind zusätzlich täglich an der frischen Luft. Laufställe sind in Pensionsställen selten zu fin den, sondern eher in Gestüten oder Auf zuchtställen. Eine weitere Alternative zum Offenstall ist in der Theorie die ganzjährige Wei dehaltung. Diese Haltungsform ent spricht dem Herden- und Lauftier sehr, sie stellt aber große Anforderungen an das Management: Notwendig sind unter

anderem ein geeigneter Standort mit entsprechender Bodenbeschaffenheit, sehr große Flächen für wenig Pferde, ein stets trockener, zugluftfreier und eingestreuter Unterstand, ganzjährige frostfreie Wasserversorgung sowie be festigte Futterplätze für die Zufütte rung. Ansonsten wird aus der ganzjähri gen Weidehaltung recht schnell eine matschige, unhygienische Angelegen heit. ▶ Fazit Klar ist: Der Offenstall erfüllt die grund legenden Bedürfnisse der Lauf- und Herdentiere. Kritiker führen gerne das Argument an, dass nicht jedes Pferd für die Haltung im Offenstall geeignet sei. Oft ist es so, dass der Offenstall nicht zum Vierbeiner passt, da deren indivi duellen Ansprüche nicht berücksichtigt werden können. Sei es, weil das Ma nagement nicht passt oder der Vierbei ner beispielsweise mehr Platz benötigt als die Mindestmaße bieten. Auch die Entfernung vom Wohnort des Besitzers spielt eine wichtige Rolle, schließlich soll die tägliche Fahrt in den Stall nicht zum Zeiträuber werden – ganz abgesehen von den hohen Sprit kosten. Um all das unter einen Hut zu bringen, kann beispielsweise auch eine große Paddockbox mit täglichem Aus lauf, ein Mini-Offenstall, ein Laufstall oder die ganzjährige Haltung auf der Weide eine Alternative zum Offenstall darstellen. Die Haltung in Innen- oder Außenboxen ist nur dann pferdege recht, wenn die Tiere Bewegung haben und viel Zeit außerhalb dieser vier Wände verbringen, am besten mit ih resgleichen. ◀

nach ihrem Erfinder Andreas Kurtz. Ein Teil der Zwischenwand ist hier durch senkrechte Gitterstäbe, die bis zum Bo den reichen, ersetzt. Die Pferde können den Kopf hindurchstrecken und so bes ser Kontakt zum Nachbarn aufnehmen, beispielsweise gegenseitig Fellpflege betreiben. Vor allem für Hengste, die ja zum Großteil in Einzelboxen leben, kann dies eine Verbesserung sein. Der tägliche Auslauf muss dennoch gewähr leistet werden. Außenboxen sind nicht viel anders zu bewerten als Innenboxen, zumindest was den Platzbedarf und den Kontakt zum Nachbarn betrifft. Den Pferden wird hier die Möglichkeit geboten, hi nauszuschauen, was die Langeweile ein wenig abmildern kann und für besseres Stallklima sorgt. Ansonsten überwiegen wie auch bei der Innenbox die Nachtei le und es muss entsprechend für aus reichend Bewegung und Kontakte mit anderen Pferden gesorgt werden. ▶ Was leisten Paddockboxen? Viele Pferde leben mittlerweile in Pad dockboxen. Diese Boxen mit direkt an grenzender „Terrasse“ bieten zum einen mehr Platz als reine Boxen, außerdem können die Pferde frei entscheiden, wann sie draußen stehen und wann lie ber nicht. Das gilt natürlich nur, wenn die Tore zum Paddock bei schlechtem Wetter nicht geschlossen werden. Als Mittelweg zwischen Innen- und Pad dockbox wird mitunter der Zugang zum Paddock nachts grundsätzlich ver schlossen, beispielsweise wenn sonst nicht sichergestellt werden kann, dass nachts kein Unbefugter von außen an den Stall gelangt.

Im Aktivstall mit Auslauf erfolgt die Kraftfutterzuteilung per Computer mit Tiererkennung. Auch Heu lässt sich so rationieren. Fotos: Peggy Morell, Maria Forstreuter-Wick (2)

LZ 31 · 2023

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