LZ Rheinland Nr. 31/2023
AGRARPOLITIK | 11
ketten in der Lausitz befasst. Potenziel le Nutzer können die Pharmazie, Agro chemie, Lebensmittelwirtschaft und die Kosmetik sein. Außerdem werden hier regionale Wildkräuter in Erhaltungspro grammen und als Regiosaatgut gezüch tet. Damit werden unter anderem die Tagebaufolgelandschaften der Lausitz renaturiert. Auch wenn die Züchtung von Wildpflan zen sich schwierig darstellt, vor allem hinsichtlich der deutlichen Zeitunter schiede beim Auflaufen der Samen im Gegensatz zu Kulturpflanzen, so ist doch der große Vorteil, dass diese Pflanzen heimisch sind und mit der Tro ckenheit besser klarkommen. ▶ Wertvolle Erfahrungen Elke Strommenger vom Landmarkt Wey aus Jüchen meinte anschließend: „Wir Landwirtinnen und Landwirte sollten offener sein für neue Anbaumethoden und den Mut haben, diese auszuprobie ren. Wir müssen dies nicht alleine tun und freuen uns über das Angebot, dies gemeinsam mit Projektpartnern wie Mehrere Verbände appellieren an die Bundesregierung, die Vorteile der Bio energie bei der Nationalen Biomasse strategie (NABIS) zu berücksichtigen. Gemeinsam haben sie dazu eine Petiti on gestartet, wie der Bundesverband Bioenergie (BBE) am Freitag vergange ner Woche mitteilte. Darin fordern sie unter anderem, die systemrelevante Funktion der energetischen Biomasse nutzung in einem klimaneutralen Wirt schaftssystem anzuerkennen. Initiiert wurde der öffentliche Appell neben dem BBE vom Deutschen Bauern verband (DBV), der „Arbeitsgemein schaft Deutscher Waldbesitzerverbän de (AGDW) – Die Waldeigentümer“, den Familienbetrieben Land und Forst, dem Fachverband Biogas (FvB) sowie dem Aktionsbündnis Forum Natur (AFN). Ei ne nationale Strategie für den nachhal tigen Umgang mit Biomasse war von den Regierungsparteien im Koalitions vertrag vereinbart worden und wird derzeit auf Grundlage des im Oktober 2022 vorgelegten Eckpunktepapiers er arbeitet. Übergeordnetes Ziel ist es, den Schutz von Klima und Biodiversität sowie die Energiewende voranzutrei
Land-Innovation-Lausitz
Land-Innovation-Lausitz (LIL) ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „WIR!-Programms“ gefördertes Bündnis mit über 70 assoziierten Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel ist es, die Lausitz zu einer Modellregion für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel zu entwickeln. Die Exkursion wurde begleitet von Expertinnen und Experten des Leibniz Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg (BTU CS), des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF) und des Leibniz-Instituts für Gemüse und Zierfpflanzenbau (IGZ). ◀
▶ Pyrolyseanlage als Experiment
In Peickwitz betreibt Thomas Domin ei nen 360 ha großen Betrieb mit Acker bau – vor allem Roggenanbau – sowie Legehennen, Schweinen und Rindern mit eigener Hofschlachtung und Direkt vermarktung. Er experimentiert mit ei ner Pyrolyseanlage zur Verwertung von Hackschnitzeln von Agroforstgehölzen. Vermischt mit abgepreßten Gärresten aus der Biogasanlage und effektiven Mikroorganismen wird die Pflanzen kohle als Bodenzuschlagsstoff ausge bracht. Die Wasserhaltekapazität der Böden und die Flächenproduktivität zu verbessern ist dabei das Ziel. Thomas Domin ermunterte die Besu cher aus dem Rheinland, sich von Rück schlägen nicht entmutigen zu lassen. Was er jedoch festgestellt hat: Die Ver dunstungsrate und die Abtragung des Bodens durch die Trockenheit fällt auf den Böden mit Pflanzenkohlezuschlä gen schon geringer aus als auf dem ur sprünglich belassenen Boden des Nach barschlags. ▶ Neue Wertschöpfung Nach einem Zwischenstopp mit Tage baubesichtigung in Welzow wurde eine im Jahr 2021 angelegte Trüffelanlage in Jehserig besucht. Hier wurden Zerr- und Stieleichensämlinge gepflanzt, die zu vor mit dem Frühlingstrüffel beimpft worden waren. Man darf gespannt sein, wie sich der Trüffelpilz, der in der Lau sitz natürlicherweise vorkommt, entwi ckeln wird – vielleicht ein neues Ge schäftsmodell für die Region. Die letzte Station führte nach Jänsch walde zur Nagola Re GmbH, die sich mit Projektpartnern auf die Nutzung ge bietsheimischer und klimaangepaßter Wildpflanzen als Grundlage für die Ent wicklung neuartiger Wertschöpfungs
dem Forschungszentrum Jülich zu star ten.“ Und André Dülks vom Hackma schinen-Start-up Feldklasse aus Meer busch ergänzte: „Wildkräuter sind eine attraktive Anwendung für unsere Hack maschine im Bereich der Wildpflanzen vermehrung, die wir in der Lausitz ken nengelernt haben.“
Anke Krüger, Forschungszentrum Jülich, BioökonomieREVIER
Verbände drängen auf Anerkennung der Bioenergie
ben. Die NABIS müsse eine „Chancen strategie“ werden und dazu beitragen, schneller als bislang aus fossilen Ener gien auszusteigen, betonte BBE-Ge schäftsführer Gerolf Bücheler. Dafür sei die Bioenergie unverzichtbar. Durch flexible und speicherbare erneuerbare Energie trage Biomasse bereits heute entscheidend zum Klimaschutz, der Unabhängigkeit von Energieimporten und zur Versorgungssicherheit bei. Auch für die Land- und Forstwirtschaft sowie die nachgelagerten Bereiche spiele die Bioenergie eine wichtige Rol le, gaben die Verbände zu bedenken. So könnten Abfall- und Reststoffe verwer tet, die Ökosystemleistungen bereitge stellt, die Fruchtfolgen aufgelockert so wie der Waldumbau und die Waldpflege unterstützt werden. Das würde den Ver bänden zufolge insbesondere dem ländlichen Raum zugutekommen. All dies müsse durch die Strategie unter stützt werden. In der Petition fordern die Initiatoren zudem, nicht noch mehr ordnungsrechtliche Regelungen für Bio energie einzuführen, da der Bereich be reits umfassend reguliert sei. ◀
LZ 31 · 2023
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