LZ Rheinland Nr. 31/2023

| MARKT & PREIS 46

DER MARKTKOMMENTAR

▶ Erzeugerpreise für

Masthähnchen 2021/23

▶ Label-Wirrwarr beim Hähnchenfleisch

Der inflationsbedingt spürbare Kaufkraftverlust verunsichert die Verbraucher in ihrem Kon sumverhalten. Eine Umfrage des forsa-Institutes kommt zu dem Ergebnis, dass die Preissteige rungen bei den Konsumenten in vielen Lebensbereichen zu Ein sparungen führen. So gaben über 60 % der Befragten an, den Außer-Haus-Verzehr einzu schränken. Über 40 % wollen beim Lebensmitteleinkauf spa

Heinrich Bußmann

ren. Die Daten des Statistischen Landesamt NRW weisen eine Preissteigerung im Bereich der Gastronomie aus. Im April 2023 lagen die Preise 10,8 % höher als ein Jahr zuvor und 19,4 % höher als im April 2021. Neben den Preisstei gerungen hat der Gastronomiebereich ein weiteres Prob lem. Eine zunehmende Zahl von Restaurants schließt die Küche ganz oder zumindest tageweise, da immer weniger Servicepersonal zur Verfügung steht. Damit ist der Absatz von Geflügelfleisch, der zu über einem Drittel über die Gastronomieschiene läuft, zunehmend eingeschränkt. Ein Großteil des in der Gastronomie und Eventverpfle gung eingesetzten Geflügelfleisches stammt nicht aus der hiesigen Erzeugung mit einem Initiative Tierwohl (ITW) Zertifikat. Aus Kostengründen wird im Gastronomiebe reich häufig Ware aus anderen EU-Staaten und auch aus Drittstaaten eingesetzt, bei der die Qualitätskriterien hin sichtlich der von den Konsumenten geforderten Tierwohl merkmale nicht belegt sind. Die deutsche Geflügelflei scherzeugung, die zu über 80 % auf ITW-Niveau gefahren wird, kann nur hoffen, dass die von der Politik sehr plaka tiv geforderte Tierhaltungskennzeichnung schnellstmög lich verpflichtend für alle Absatzsegmente vom Lebens mitteleinzelhandel über die Verarbeitung bis hin zur Gast ronomie umgesetzt wird. Das kürzlich verabschiedete Tierhaltungskennzeichnungsgesetz hat das Potential, die Nachfrage von Fleisch, das unter Tierwohlaspekten er zeugt wurde, zu unterstützen. Ernüchternd muss festge stellt werden, das dieses Gesetz aktuell die Geflügelwirt schaft ausschließt, weil die staatliche Tierhaltungskenn zeichnung zunächst nicht für Geflügel gelten soll. Ob das jemals der Fall sein wird, ist unklar, weil europäische Ver marktungsnormen dem bislang entgegenstehen. Ein Lichtblick ist, dass sich Landwirtschaft, Fleischwirt schaft und Handel in einer gemeinsamen Erklärung ver ständigt haben, das ITW-Programm auch 2024 fortzufüh ren. Für Masthähnchen ergänzt ITW die Anforderungen an die teilnehmenden Betriebe 2024 und plant eine Wei terentwicklung, die ab 2025 umgesetzt werden soll. Auch die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) hat sich auf eine gemeinsame Herkunftskennzeichnung Deutschland geeinigt. Letztlich braucht es eine Regelung, die den staatlichen und wirtschaftsseitigen Label-Wirrwarr in Einklang bringt, damit Konsumenten sowohl im Laden als auch im Restaurant ein durchschaubares Entscheidungskriterium haben. Heinrich Bußmann

MARKTTELEGRAMM DER WOCHE 31.07.2023

Nutzkälber:

Die Preise für Nutzkälber werden in der aktuellen Berichtswoche weiter leicht fallen. Allerdings sorgen die vergleichsweise knappen Stückzahlen für einen schwächeren Preisrückgang als saisonal üblich. Angebot und Nachfrage passen auf knapp mittlerem Niveau wieder zueinander, Preise fest.

Jungbullen:

Kühe:

Angebot bleibt knapp, Nachfrage mittel, Preise unverändert

Färsen: Ferkel:

unveränderte Erlöse

Angebot und Nachfrage weitgehend ausgeglichen, ein mäßiges Angebot steht ei ner etwas ruhigeren Nachfrage gegenüber, Preise fest. Angebot ist nicht mehr ganz so knapp – mit regionalen Unterschieden, Nachfra ge fleischabsatzbedingt ruhiger Die Nachfrage seitens der Konsumenten verlief stetig, aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Das Angebot war insgesamt bedarfsdeckend, bei OKT-Eiern knapp. Beim Absatz von Geflügelfleisch im LEH war eine stagnierende Nachfrage festzu stellen. Der Abfluss von marinierter Ware zum Grillen blieb hinter den Erwartun gen zurück. Die Preise für Brotgetreide konnten am Kassamarkt weiter zulegen. Die Turbo lenzen an den Börsen schüren die Verunsicherung der Marktteilnehmer, sodass wenig Geschäft zustande kommt. Die Mühlen sind noch gut versorgt und warten die weitere Ernteentwicklung ab. Die verzögerte Ernte könnte die Qualitäten ne gativ beeinflussen. Fortgesetzte Niederschläge lassen keine umfangreichen Erntearbeiten zu. Triti cale und Roggen zeigen erste Anzeichen von Auswuchs und Schwärzepilzen. Die Marktlage ist ruhig. Die aktuell sehr volatilen Preisentwicklungen bewirken, dass Käufer und Verkäufer mit Geschäftsabschlüssen abwarten. Die Preise für Weizenkleie, Weizenkleipellets, Weizengrießkleie bewegen sich nur wenig verändert auf Vorwochenniveau. Die Nachfrage nach Trockenschnit zeln im vorderen Bereich zieht etwas an und führt zu höheren Preisen. Die Kurse für die neue Kampagne geben dagegen leicht nach. Das Angebot für Rapsschrot ist weiterhin knapp. Die Nachfrage aus der Land wirtschaft und der Mischfutterindustrie bleibt auf vordere Termine gerichtet. Das Angebot beim Sojaschrot wird mit ausreichend beschrieben. Die Handelsak tivitäten finden hauptsächlich im vorderen Bereich statt. Die Preise bleiben fest bis leicht anziehend. Bei den Speisefrühkartoffeln bleibt die Nachfrage gut. Das Angebot nimmt in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich zu. Die hiesige Notierung für frühe Indust riekartoffeln wurde moderat zurückgenommen. Die Marktteilnehmer erwarten für die laufende Woche ein stabiles Marktumfeld. Steigende Energiepreise und ein höheres Preisniveau beim Getreide lassen die Stickstoffpreise weiter anziehen. Der Weltmarktpreis für granulierten Harnstoff zeigt nach einer längeren Sinkphase wieder deutlich steigende Tendenzen. Zu mindest eine Teilabsicherung des kommenden Düngerbedarfes scheint ratsam. deutlich niedrigere Erlöse

Mastschweine:

Sauen:

Eier:

Schlachtgeflügel:

Brotgetreide:

Futtergetreide:

Energiehaltige Futtermittel:

Öl- und eiweißhaltige Futtermittel:

Kartoffeln:

Düngemittel:

LZ 31 · 2023