LZ Rheinland Nr. 31/2023

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nehmen. Obwohl sich die Befallsinten sität durch eine gezielte chemische Be kämpfung der Vektoren reduzieren lässt, ist zu erwarten, dass mittelfristig auch die Sortenwahl einen Beitrag zum integrierten Pflanzenschutz gegen Gerstengelbverzwergungsviren wird leisten müssen. Daher werden in den nordrhein-westfä lischen Landessortenversuchen aktuell bereits vier Sorten geprüft, die gegen über dem in Mitteleuropa häufigsten Stamm der Gerstengelbverzwergungsvi ren (BYDV-PAV) quantitativ resistent und tolerant sind. Die als GVV-tolerant beschrieben Wintergerstensorten ver ringern die Vermehrung von GVV-PAV in der Pflanze, verzögern die Ausbreitung im Bestand und reagieren bei einem Befall deutlich weniger empfindlich als anfällige Sorten. Aufgrund der geringe ren Kornerträge und der oft schlechte ren Anbau- oder Qualitätseigenschaften konnten sich die meisten GVV-toleran ten Sorten trotz teils intensiver Bewer bung bisher nicht großflächig und dau erhaft im Anbau etablieren: KWS Exquis (GVV) erzielt auch im zwei ten Prüfjahr nur unterdurchschnittliche Kornerträge, überzeugt aber mit einer im Vergleich zu den meisten älteren GVV-toleranten Sorten besseren Stroh stabilität und Blattgesundheit. KWS Ex quis ist kurzstrohig, relativ frühreif und bildet den Ertrag vorwiegend über eine höhere Bestandsdichte. Das Hektoliter gewicht ist durchschnittlich.

Besonders in guten Gerstenjahren erreichen zweizei lige Sorten nicht das Ertragsniveau der mehrzeiligen Sortenempfehlun gen.

fest und strohstabil heraus als vom Züchter beschrieben. Aufgrund der im Vergleich zu KWS Exquis und Integral insgesamt schlechteren Anbaueigen schaften wird Sensation daher nur noch für Standorte mit GMV2-Besatz bevor zugt empfohlen. Die genannten Sorten sind zwar tole rant gegenüber Gerstengelbverzwer gungsviren BYDV-PAV, nicht aber gegen Weizen- oder Gerstenverzwergungsvi ren WDV und BDV. Diese werden von Zwergzikaden übertragen, die sich mit chemischen Pflanzenschutzmaßnah men kaum bekämpfen lassen. Da sich die Befallssymptome optisch kaum un terscheiden, lässt sich deren Ursache nur über eine Labordiagnose bestim men. Darüber hinaus ist bei einem star ken Befall und abhängig vom Witte rungsverlauf auch bei Gerstengelbver zwergungsviren nicht auszuschließen,

Integral (GVV) erzielte in den Wertprü fungen in der Köln-Aachener Bucht deutlich bessere Erträge als KWS Ex quis und wird daher für dieses Anbau gebiet bereits bevorzugt empfohlen. Ansonsten scheint das Ertragspotenzial der beiden Sorten relativ ähnlich und es bleibt abzuwarten, ob sich in den fol genden Prüfjahren bestimmte regionale Sortenempfehlungen ergeben. Integral ist im Vergleich zu KWS Exquis deutlich frohwüchsiger, allerdings auch anfälli ger gegenüber Mehltau und Zwergrost. Sensation (GMV1+2, GVV) hat nach dem anfänglichen Hype aufgrund der neuar tigen Kombination von GMV2-Resistenz und GVV-Toleranz bereits wieder an An baubedeutung verloren, da auch diese Sorte nicht das Ertragsniveau der durchschnittlichen Standardsorten er reicht. Darüber hinaus stellte sich Sen sation relativ schnell als weniger stand

Unterschiede in der Strohstabilität kön nen über eine Sortenempfehlung entscheiden. Fotos: Johannes Roeb

LZ 31 · 2023

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