LZ Rheinland Nr. 31/2023

FRAGEN & MEINUNGEN | 15

Zur Person Uwe Mohr (57) ist Landwirtsohn aus Rheinland-Pfalz und stammt von einem Gemischtbetrieb mit Milchvieh- und Schweinehaltung im Kreis Birkenfeld. Er studierte Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Tierhaltung in Gießen und absolvierte im Anschluss das Landwirt schaftsreferendariat in Bayern. Seine berufliche Lauf bahn begann Mohr 1995 als Lehrkraft an der Staatlichen Technikerschule für Agrarwirtschaft und der Staatlichen Höheren Landbauschule in Triesdorf. Von 2002 bis 2005 erhielt er den Lehrauftrag als außerordentliche Lehrkraft im Lehrgebiet Tierernährung an der Fachhochschule Weihenstephan und seit 2008 leitete er sowohl die Ab teilung Tierhaltung an den Landwirtschaftlichen Lehran stalten in Triesdorf sowie die dortige Tierhaltungsschu le. Seit dem 1. März dieses Jahres ist er Leiter des Ver suchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft Haus Düs se. ◀

Haus Düsse neu zu gestalten. Auch da gehen wir davon aus, dass dies bis En de des Jahres abgeschlossen ist. Außer dem steht jetzt auch die Modernisie rung der Lehrwerksstätten für die Milchviehhaltung an. LZ | Rheinland: Und was steht bei der Modernisierung der Lehrwerkstätten im Vordergrund? U. Mohr: Der Bereich Milchviehhaltung und Kälberaufzucht soll auf Haus Düsse wie der Schweinebereich fit gemacht werden für die Zukunft. Wichtig für die überbetriebliche Ausbildung ist, dass die Auszubildenden moderne Rahmen bedingungen in der Ausbildung vorfin den. Unser Ziel ist hierbei, in den Lehr werkstätten neue Inhalte wie Automati sierung, Digitalisierung und natürlich auch Tierwohl und Umweltschutz um zusetzen. Deshalb ist die Modernisie rung der Lehrwerkstätten erforderlich, die in zwei aufeinanderfolgenden Bau abschnitten stattfinden soll. Wir hoffen, dass wir im September schon die be hördlichen Genehmigungen erhalten und spätestens im Herbst mit den ers ten Abrissarbeiten beginnen können. Im ersten Schritt wird ein Mehrzonen Milchviehstall mit alternativen Hal tungskonzepten und strukturierten Aus läufen sowie eine Futterhalle für den Fütterungsroboter errichtet, im zweiten Schritt ein neuer Kuhstall mit zwei Melkrobotern und der Kälberhal tung. Die Themen Automatisierung und Digitalisierung sollen hierbei im Vor dergrund stehen. LZ | Rheinland: Versuchsanstellungen vor allem im Bereich der Schweinehal

tung waren immer ein wichtiger Ar beitsschwerpunkt von Haus Düsse. Die Schweinehaltung ist aber stark rückläu fig. Für wen forscht Haus Düsse dann noch in Zukunft – eventuell für andere Tierarten? U. Mohr: Zugegeben, die Schweinehal tung steht unter großem Druck. Die Schweinhalter sind mit hohen Anforde rungen seitens der Gesellschaft und der Politik konfrontiert. Allerdings wehre ich mich dagegen, die Schweine haltung als Auslaufmodell zu sehen. Nach wie vor liegt der Pro-Kopf-Ver brauch von Schweinefleisch bei 29 kg. Ich jedenfalls bin fest davon über zeugt, dass insbesondere in NRW die Schweinehaltung Zukunft hat. In wel cher Form und in welchem Umfang sie erfolgt, das entscheiden andere, unter anderem die Gesellschaft und die Poli tik sowie die Verbraucher. Die Schweinehaltung in zehn oder 15 Jah ren wird in jedem Fall anders ausse hen. Das ist keine Frage. Aufgabe von Haus Düsse ist es jedenfalls, die Land wirtschaft bei diesem Transformations prozess zu unterstützen. Wir wollen hier auf Haus Düsse an dem „Wie“ ar beiten und aufzeigen, wie die Schweinehaltung der Zukunft aussehen kann. Das wollen wir sowohl in den Haltungsfragen, aber auch mit Ver suchsdarstellungen, unter anderem im Bereich der Fütterung gewährleisten. Andere Tierarten, wie beispielsweise Insekten oder Fische, sind derzeit für die Praxis von Haus Düsse kein Thema. Da müssen wir einfach noch abwarten, inwieweit zum Beispiel Insekten über haupt Praxisrelevanz erhalten. Das wird die Zukunft zeigen. el

und Bildungszentrum wie Ihr Haus ei nen Beitrag zur anvisierten Transforma tion der Tierhaltung leisten? U. Mohr: Unsere Aufgabe ist es, die Landwirte bei der Transformation der Tierhaltung zu unterstützen. Die Gesell schaft und die Politik haben zuneh mend höhere Anforderungen an das Tierwohl und den Klimaschutz. Und da für wollen wir den Landwirten Lösungs ansätze bieten, damit sie auch zukünf tig Tiere halten können. Vor allem wol len wir den Tierhaltern verschiedene Haltungsformen zeigen und hierzu Er fahrungen sammeln. Und dazu dienen ja auch die Bauprojekte, wie der Stall der Zukunft und die Modernisierung der Lehrwerkstätten in der Milchviehhal tung. Unter anderem der ganze Bereich Außenklima ist ein wichtiges Thema hier bei uns und es besteht dazu noch großer Forschungsbedarf. Da wollen wir Lösungen aufzeigen. LZ | Rheinland: Wie sieht es denn mit dem Stall der Zukunft aus? Die Pla nungs- und Genehmigungsphase dafür hat sich ja lange hingezogen. Ist der Stall der Zukunft bald fertiggestellt? U. Mohr: Die Bauarbeiten laufen seit März dieses Jahres. Momentan sind wir gut im Zeit- und Kostenplan. Und wir gehen davon aus, dass zum Jahresende das Ende der Bauphase erreicht ist. Bei dem ersten Stall, dem sogenannten evolutionären Stall, ist der Hallenrah men schon aufgestellt, beim zweiten Stall, dem sogenannten revolutionären Stall, dürfte es in Kürze auch so weit sein. Weiterhin sind wir gerade dabei, den Öko-Stall für die Schweine hier auf

LZ 31 · 2023

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