LZ Rheinland Nr. 31/2023
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Ausgabe 31 | 3. August 2023
Welche Sorten überzeugten?
INHALT & EDITORIAL | 3
4 | WICHTIGES IN KÜRZE
DER KOMMENTAR
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7 | AGRARPOLITIK
Weiter Vorbehalte gegen SUR
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Eco-Schemes: Anreiz erhöhen
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2024 wieder aussetzen
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Wie sich Gänsehaltung und selbst die Schlachtung tierfreundlich gestalten lassen, verraten die Seiten 39 bis 41.
Klimawandel: Wie kann die Praxis reagieren?
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RECHT & STEUER
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FRAGEN & MEINUNGEN
Die Öko-Regelungen der GAP sind kein durchschlagender Erfolg. Damit das besser wird, wollen Bund und Länder die Konditio nen ändern. Wie, lesen Sie auf S. 8.
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16 | HOF & FELD
Gerste: Erträge in den Versuchen gut
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Ursula Adams hat in ihrem Bauerngarten immer was zu tun. Mehr darüber lesen Sie ab S. 52.
Viele Stellschrauben im Raps
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Ackerbaustenogramm
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Alternativen zum Offenstall
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EDITORIAL
Wer sich bewegt, der kann was bewegen
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Liebe Leserinnen, liebe Leser, nicht nur in Deutschland gehen die Rin derbestände zurück, auch in Dänemark sowie in den USA werden immer weni ger Rinder gezählt (siehe S. 5). Das spielt natürlich den Forderungen nach einem radikalen Abbau der Tierbestände in die Karten. Aber macht das Sinn? Geht es ohne Nutztierhaltung? Nein, sagt zumin dest Prof. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München. Der Wissenschaftler verweist dabei unter anderem auf die fundamentale Bedeu tung der Nutztierhaltung für die Verwer tung nicht essbarer Biomasse. Allein 30 % der landwirtschaftlichen Nutzflä che Deutschlands stellten Grünland dar und könnten ohne Rinder gar nicht ge nutzt werden. Eine Verwertung über den Tiermagen sei daher und auch aus Kli maschutzgründen weiter sinnvoll. Dabei räumt Windisch mit dem Vorwurf „Kli makiller Kuh“ auf. Laut seinen Aussagen
Gänse: Tierwohl ganz groß
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Prima Klima bei der Arbeit
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haben wir inzwi schen weniger Wiederkäuer und geringere Me than-Emissionen als in vorindustri eller Zeit. Me than-Emissionen heizten das Klima nicht auf und
INDUSTRIE & WIRTSCHAFT
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46 | MARKT & PREIS
Dr. Elisabeth Legge
52 | LAND & FAMILIE
selbst die Abschaffung der Nutztiere wä re für das Klima weitgehend wirkungs los. Aber auch in der Nutztierhaltung kommt es wie bei vielen Dingen auf das Maß an. Zu wenig Nutztiere sind genau so kontraproduktiv wie zu viele, so Win disch. An der Nutztierhaltung sollte also weiter festgehalten werden. Eine gute Nachricht für die Tierhalter und auch die Ackerbauern, weil sie allein schon aus Fruchtfolgegründen nicht nur Lebens mittel erzeugen können.
100 Jahre alte Magnolien und mehr
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TERMINE
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Gebäckgenuss ohne Ofen
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Pflanzenschutztipps für den Garten im Monat August
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Impressum
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LZ JUNIOR
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Ihre LZ-Redaktion
DENKEN & RATEN
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Titelfoto: agrarfoto.com
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4 | WICHTIGES IN KÜRZE
Nachwachsende Rohstoffe rückläufig
Klagen gegen Glyphosatzulassung Glyphosat wird auch in Deutschland Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und foodwatch haben jetzt vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig Klage gegen die Zulassung des Herbizids „Roundup PowerFlex“ eingereicht. Sie machen einen Verstoß gegen die Anforderungen der EU-Pflanzenschutz mittelverordnung geltend. Konkret monieren die Be schwerdeführer eine unvollständige Datengrundlage. Sie beziehen sich dabei unter anderem auf eine Veröffentli chung, nach der in der Vergangenheit die Unternehmen Bayer und Syngenta den EU-Behörden Studien zur Ent wicklungsneurotoxizität vorenthalten haben. Darunter war nach Angaben von DUH und foodwatch auch eine Studie zu einem Glyphosat-Salz, die nach Einschätzung der Wissenschaftler auch für das laufende und frühere Genehmigungsverfahren zu Glyphosat relevant gewesen sein könnte. DUH und foodwatch hatten bereits im April angekündigt, auf juristischem Weg gegen die Genehmi gungen von mehreren Pflanzenschutzmitteln vorzuge hen. Nach formalen Widersprüchen beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind dazu Verfahren beim Verwaltungsgericht Braun schweig vorgesehen. Dort bereits anhängig ist den Orga nisationen zufolge eine Klage gegen das Herbizid „Gardo Gold“. Vom Markt entfernt werden sollen außerdem die Unkrautvernichter „Tactic“ und „Elipris“. ◀
Mais spielte als Pflanze zur Biogasgewinnung mit insgesamt 911 000 ha die führende Rolle. Foto: imago/Martin Wagner
Energiepflanzen bestellte Fläche fiel zur Ernte 2022 der FNR zufolge mit 2,30 Mio. ha deutlich größer aus als die für Industriepflanzen mit 293 000 ha. Dabei wurden Pflanzen zur Biogasge winnung auf 1,41 Mio. ha, Raps zur Bio dieselherstellung auf 665 000 ha so wie Pflanzen für Bioethanol auf 216 000 ha angebaut. Bei den für die Nutzung in der Industrie erzeugten Pflanzen führte Getreide zur Gewin nung von Stärke mit 87 700 ha das Flä chenranking an, gefolgt von Raps zur stofflichen Verwendung mit 75 000 ha und Stärkekartoffeln mit 37 000 ha, mit insgesamt 911 000 ha führt Mais das Ranking bei Energiepflanzen an. ◀
Bodenmarkt schwächer In den Niederlanden haben sich land wirtschaftliche Nutzflächen zuletzt nicht mehr verteuert, sondern ent Der Anbau nachwachsender Rohstoffe ist in Deutschland in den vergangenen Jahren unter dem Strich eingeschränkt worden, nachdem er zuvor deutlich ausgedehnt worden war. Wie aus den Übersichten im aktuellen Bericht „An bau und Verwendung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland“ der Fach agentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) hervorgeht, wuchsen nachwach sende Rohstoffe im Jahr 2022 auf 2,595 Mio. ha landwirtschaftlich ge nutzter Fläche. Im Jahr zuvor war mit 2,436 Mio. ha ein Zwischentief ver zeichnet worden. Im Jahr 2017 waren noch auf gut 2,7 Mio. ha nachwachsen de Rohstoffe erzeugt worden. Die mit
Glyphosatgeschäft deutlich rückläufig
ging der mittlere Verkaufserlös für Grünland im Zeitraum von April bis Ju ni 2023 im Vergleich zum ersten Quar
tal 2023 um 1,2 % auf 68 000 €/ha im Durch schnitt zurück. Für Acker land zum Anbau von Silo mais wurde im Mittel 73 000 €/ha gezahlt; das waren 5,8 % weniger als
gegen dem langjährigen Trend leicht verbilligt. Da mit verbunden nahm die Bodenmobilität etwas zu. Das niederländische Kata steramt in Apeldoorn und die Abteilung für Wirt
Die Bayer AG hat ihren Ausblick für das laufende Geschäftsjahr er wartungsgemäß gesenkt. Grund sind nach Angaben des Konzerns vor allem die weiter massiv zurückgegangenen Umsätze mit gly phosatbasierten Produkten. Für 2023 erwartet Bayer nun einen um Währungseffekte bereinigten Umsatz von 48,5 Mrd. bis 49,5 Mrd. €. Die bisherige Prognose auf Basis der monatlichen Durchschnittskurse des Jahres 2022 reichte von 51 Mrd. bis 52 Mrd. €. Trotz des pessimistischeren Ausblicks legte die Bayer Aktie im Xetra-Handel bis Tag nach der Bekanntgabe der korri gierten Zahlen gegen 11 Uhr im Vergleich zum Eröffnungskurs vom Vortag um 0,8 % auf 52,10 € zu. Offensichtlich hatten die Anleger die neuen Firmendaten bereits eingepreist. Foto: Bayer AG
in den ersten drei Monaten. Gleichzei tig verbilligte sich Bauland im Mittel sogar um 8 % auf 84 900 €/ha. Indes nahm die Bereitschaft zum Verkauf be ziehungsweise Kauf von Feldern zu letzt zu. ◀
schaftsforschung an der Universität Wageningen (WEcR) bezifferten den durchschnittlichen Preis für Agrarland im zweiten Quartal 2023 auf 73 600 €/ha; das waren 7,3 % weniger als im ersten Viertel dieses Jahres. Im Einzelnen
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WICHTIGES IN KÜRZE | 5
ASP flammt wieder auf
Immer weniger Rinder
Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sind wieder infizierte Schwarzkittel entdeckt worden, in Teilen der Kreise Oder-Spree und Dahme-Spreewald konnten derweil Sperrzonen aufgehoben werden. Foto: imago/imagebroker
Die Zahlen aus den USA und Dänemark zeigen einen Rückgang der dortigen Herden. Foto: imago/Design Pics
es infizierten Wildschweinen gelungen ist, die eingerichtete Wildschutzbarrie re entlang unserer Kreisgrenze zu über schreiten“, erklärte Amtstierarzt Jörg Wachtel. Priorität habe nun, die weitere Ausbreitung der Tierseuche in den Landkreis zu verhindern. Nur wenige Ta ge zuvor hatte Brandenburgs Verbrau cherschutzministerin Ursula Nonnen macher berichten können, dass die ASP bei Wildschweinen in Teilen der zuerst betroffenen Kreise Oder-Spree und Dah me-Spreewald getilgt und Sperrzonen aufgehoben werden konnten. ◀
Rund acht Monate nach dem ersten und bislang einzigen Nachweis der Afrikani schen Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein im Landkreis Oberspree wald-Lausitz sind dort nun wieder infi zierte Schwarzkittel entdeckt worden. Wie der Kreis mitteilte, wurde die Tier seuche bei Großkoschen an der Grenze zu Sachsen bei fünf verendeten Tieren nachgewiesen. Zudem gebe es weitere Verdachtsfälle auf brandenburgischer und sächsischer Seite im Umfeld des Fundorts. „Mit der Bergung der Tiere bei Großkoschen ist es nachgewiesen, dass
In den USA setzt sich der Abbau der Rinderbestände un vermindert fort. Für 2024 zeichnet sich die geringste Rindfleischerzeugung seit zehn Jahren ab. Laut Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) gab es zum Stichtag 1. Juli 2023 insgesamt 95,90 Mio. Rinder im Land, das waren 2,7 Mio. Tiere oder 2,7 % weniger als ein Jahr zuvor. Innerhalb von nur vier Jahren haben die US-Farmer rund 7,0 Mio. Rinder abgeschafft. Einen histo rischen Tiefstand hatte die US-Rinderherde 2014 mit 95,0 Mio. Stück, davon ist man nicht mehr weit entfernt. Als Hauptgrund für den massiven Abbau der Rinderbe stände werden in den USA die Folgen von Trockenheit und eine schlechte Grundfutterversorgung genannt. Bei der jüngsten Erhebung wurden in allen Tierkategorien kleinere Herdengrößen festgestellt. Einzige Ausnahme war der Milchkuhbestand, der unverändert blieb. Das immer knapper werdende Rindfleischangebot hat die Preise auf Erzeuger- und Verbraucherstufe bereits in die Höhe getrieben. Es wird mit einem deutlichen Ver brauchsrückgang gerechnet. ◀ zum Stichtag am 30. Juni noch rund 1,45 Mio. Rinder, das waren 2,1 % weniger als zwölf Monate zuvor. Bereits seit Jahrzehnten schrumpft der Rinderbestand stetig und eine Trendumkehr zeichnet sich nicht ab. In allen Katego rien wurden weniger Tiere gezählt. Bei jungen männli chen Rindern bis zu einem Jahr war der Bestandsabbau mit mehr als 6 % im Vorjahresvergleich am stärksten ausgeprägt, was in Zukunft zu einem geringeren Angebot an Ochsen und Bullen für die Schlachtung führen wird. Geringer fiel die Bestandsabstockung bei den Färsen mit 1,6 % auf 622 770 Stück aus. Laut den aktuellen Daten hat sich der Kuhbestand gegenüber der Vorjahreserhe bung nur um 1,4 % auf 625 070 Stück verringert. Bei den Milchkühen hielt sich der Rückgang mit 0,7 % auf 553 260 Tiere in Grenzen. Zu denken gebe jedoch, so die Statistiker in Kopenhagen, dass 2022 trotz bester wirt schaftlicher Ergebnisse auf den Höfen die Milchkuhhal tung rückläufig gewesen sei. ◀ So wenige wie nie Die Zahl der Rinder in Däne mark ist in diesem Sommer auf einen neuen Tiefstand ge sunken. Nach Angaben des na tionalen Statistikamts gab es
Erster Antrag in Europa eingereicht
Erstmals will ein Unternehmen in Europa Fleisch auf den Markt bringen, das künstlich erzeugt wird. Das israelische Start-up Aleph Farms beim Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsi cherheit und Veterinärwesen (BLV) hat einen Antrag zur Zulassung von kultiviertem Fleisch eingereicht. Das Produkt mit der Bezeichnung Aleph Cuts soll gemeinsam mit dem Schweizer Handelskonzern Migros vermarktet werden. Der Vertrieb und die Vermarktung sollen über die Gastronomie erfolgen. Noch in diesem Jahr will Aleph Farms auch in Singapur und Israel mit seinem Kunstfleisch an den Markt gehen, allerdings nur „in begrenzten Mengen und mit aus gewählten Partnern“. Migros hatte 2019 erstmals in Aleph Farms investiert, um die Marktein führung und die Vermarktung von kultiviertem Fleisch voranzutreiben. Laut Aleph wurde seit her eine umfangreiche Verbraucherforschung in der Schweiz durchgeführt, die „eine hohe Af finität zu Innovationen“ zu Tage gefördert habe. Eine gemeinsam durchgeführte Studie habe ergeben, dass 74 % der Schweizer Verbraucher offen für den Genuss von kultiviertem Fleisch seien. Foto: Aleph Farms
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6 | DER KOMMENTAR
Kein Penny Mehrwert Bewusstsein für die wahren Kosten von Lebensmitteln will der Discounter Penny in dieser Woche mit Preiserhöhungen bei neun Produkten seines Sortiments schaffen. Mit Aufklärung hat die Aktion wenig zu tun, dafür umso mehr mit Marketingkalkül.
überstreifen will, indem es sich vorgeblich für nachhaltigen Konsum einsetzt. Wesentliche Aspekte lässt es dabei aber schlicht außer Acht (aus Kalkül oder aus Unwissenheit?). Waren es doch gerade die Discounter, die über viele Jahre kein anderes Mittel kannten, um bei der Käuferschaft zu punkten, als immer billiger zu werden. Die Preisdrückerei haben nicht nur die Erzeuger, also die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch alle anderen entlang der Lebensmit telkette zu spüren bekommen. Doch die unternehmen trotz dem schon viel, um Auswirkungen auf Umwelt und Soziales so gering wie möglich zu halten. Sich jetzt, wie Penny, hin zustellen und mit dem Finger auf sie zu zeigen – in dem Fall unter anderem auf die landwirtschaftlichen Betriebe – ist an Hohn nicht zu überbieten. Dass in solchen Fällen Teile der Landwirtschaft fast reflexartig aufschreien, weil ihnen Umweltbelastungen in die Schuhe geschoben werden, ist verständlich. Aber das kennen weite Teile der Bevölkerung leider schon zur Genüge. Empörung aus dieser Ecke rüttelt sie daher kaum noch wach. Dafür sorgen nun allerdings Or ganisationen wie die Verbraucherzentralen. Die entlarven ebenfalls diesen PR-Schachzug und bewerten ihn als wenig glaubwürdig. Zudem fragen sie nach der Mitverantwortung des Unterneh mens, wenn es an Nachhaltigkeit mangelt. Denn die bemisst sich eben nicht nur an den Parametern, mit denen Wissen schaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nürnberg und Greifs wald für Penny die vorgeblichen Mehrkosten errechnet ha ben. Auch diesen Akademikern müsste eigentlich bekannt sein, dass sich Nachhaltigkeit nicht auf Klima, Wasser, Boden und Gesundheit reduzieren lässt, sondern auch Kriterien um fasst, die direkt und maßgeblich dem Einfluss von Penny un terliegen, beispielsweise den Löhnen für Kassenkräfte und Regaleinräumer oder dem Einsatz fossiler Energieträger. Aber damit würden solche Rechnungen sicher nicht zugunsten von Penny ausfallen. Wie bei anderen Öko-Kennwerten ist daher eine gesunde Skepsis angebracht. In manchen steckt eben meist kein Penny Mehrwert, da sie nur auf einzelne Parame ter abstellen – eben jene, die die erwünschte Geschichte stüt zen – und die andere relevante ausblenden oder falsch be werten. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte Wasserfuß abdruck von Rindfleisch. Für dessen Produktion werden vor geblich 15 000 l Wasser je kg Fleisch verbraucht. Dass darin auch mehrere 1 000 l Regenwasser eingerechnet sind, die auf den für den Futteranbau genutzten Flächen niedergehen und gar nicht verbraucht werden, sondern zur Grundwasser neubildung beitragen, wird ignoriert. Das dient halt nicht den Zielen, die befeuert werden sollen. Nicht anders ist es jetzt bei der Penny-Aktion „wahre Kosten“. ◀
Für PR-Fachleute und Marketingexperten ist der sogenannte Werbe- oder Anzeigenäquivalenzwert so etwas wie der Hek tarertrag in der Landwirtschaft: Je mehr, desto besser und noch besser, wenn der Einsatz dafür möglichst gering ist. Die Verantwortlichen von Penny, der Discountsparte des Rewe Konzerns, haben das in dieser Woche geschafft. Man redet über das Unternehmen, das sonst im Schatten der großen Discountmarken Aldi und Lidl steht. Die Aktion „wahre Kos ten“ hat es in die Schlagzeilen von Zeitungen und Zeitschrif ten und sogar in die Tagesthemen geschafft. Eine Woche lang bietet Penny unter diesem Slogan in den über 2 000 Filialen neun ausgewählte Lebensmittel zu einem Preis an, der auch zum Beispiel Umweltfolgekosten widerspiegeln soll. So kos tet zum Beispiel eine 300-g-Packung Käsescheiben statt 2,49 € wie sonst jetzt 4,84 € und für 400 g Wiener Würst chen müssen nun 2,82 € mehr hingeblättert werden.
Die Aktion von Penny entlarvt sich selbst als billige PR-Masche.
LZ-Chefredakteur Detlef Steinert
Die Aufschläge sollen einem Projekt einer kleinen süddeut schen Molkerei gespendet werden, das Penny schon seit über einem Jahr unterstützt. Tatsächlich wird der Discounter unter dem Strich bei den Aktions-Produkten Umsatzeinbu ßen in Höhe eines niedrigen einstelligen Millionenbetrags einfahren. Demgegenüber steht die Präsenz in den Medien. In Werbewert (Äquivalenzwert) ausgedrückt, dürfte es sich um ein Vielfaches handeln. Allerdings: Präsenz ist nicht al les, es kommt auch auf die Botschaft an und wie die aufge nommen wird. Lebensmittel sind zu billig, weil nicht alle Kosten bei der Entstehung in den Preis eingerechnet wer den. Das will Penny der Kundschaft vermitteln. Aber nicht jeder fasst das genau so auf, wie Penny es gerne hätte. Nur die naivsten Gemüter werden das tun. Denn zu offensicht lich ist, dass sich das Unternehmen ein grünes Mäntelchen
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AGRARPOLITIK | 7
Weiter Vorbehalte gegen SUR Agrarminister unzufrieden mit Folgeabschätzung
Laut der federführenden Gesundheits kommissarin Stella Kyriakides bestätige die neue Folgenabschätzung, dass für die meisten Produkte das Preisniveau weder auf eine nicht mehr erträgliche Höhe steigen würde, noch sei die Ernäh rungssicherheit gefährdet. Gegen die Mehrheitsmeinung im Rat erklärte Bun deslandwirtschaftsminister Cem Özde mir, weitere Verzögerungen im Gesetzge bungsverfahren seien nicht zu rechtferti gen. Özdemir stellte aber auch klar, dass es bei der Verringerung der Einsatzmen gen von Pflanzenschutzmitteln einheitli cher Regeln bedürfe. Der Anbau von Son derkulturen und von Wein müsse mög lich bleiben. Derweil beklagte Portugal die in der Folgenabschätzung aufgezeig ten negativen Auswirkungen auf den An bau vieler Sonderkulturen. Vor allem die Folgen für den Weinsektor wären für Lis sabon wie auch für die anderen südli
Die Mehrheit der Agrarminister der EU Mitgliedstaaten steht dem Verord nungsvorschlag zur nachhaltigen An wendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) nach wie vor skeptisch gegen über. Auch die nun von der EU-Kommis sion vorgelegte erweiterte Folgenab schätzung hat die kritische Auffassung vieler Ressortchefs dem Gesetzesvorha ben gegenüber nicht geändert. Wie auf dem Agrarrat in der Vorwoche deutlich wurde, räumen die Ergebnisse die Zweifel nicht aus. Spaniens Landwirt schaftsminister Luis Planas, derzeit Präsident des Agrarrats, will dennoch spätestens bis Jahresende eine Position der Mitgliedstaaten zur SUR aushan deln. Selbst wenn dies gelingen sollte, wäre es fraglich, ob noch eine Einigung bis zur nächsten Europawahl im Juni mit dem EU-Parlament und der Kom mission erzielt wird.
chen EU-Mitgliedsländer kaum hinzu nehmen. Frankreichs Landwirtschaftsmi nister Marc Fesneau warnte ebenfalls vor einem Einbrechen der Weinproduktion in der EU. Tschechien warnte insbeson dere vor negativen Auswirkungen auf den Hopfenanbau. Die finnische Delega tion pochte auf Änderungen bei der Defi nition der sensiblen Gebiete. Dem Kom missionsentwurf zufolge würde ganz Finnland in diese Kategorie fallen. ◀ lichst direkt in die Drittstaaten weiter transportiert werden könnten. Sie dürf ten jedenfalls nicht den EU-Binnenmarkt „überschwemmen“. Frachtschiffstau vor dem Donaudelta: Für ukrainische Getreidetransporte über die Donau dürfte es eng werden. Schon in der vergangenen Woche stauten sich nach Ende des Getreideabkommens zahl reiche Frachtschiffe im Schwarzen Meer im Bereich des Donaudeltas und der ru mänischen Donaukanäle. Unterdessen la gen nur noch wenige Schiffe in den gro ßen ukrainischen Häfen, darunter Odes sa. Offensichtlich sind die Risiken inzwi schen zu groß, diese Häfen anzulaufen. Russland hatte Hafenanlagen mit Raketen beschossen und auch mit dem Beschuss von Frachtschiffen gedroht. Die Getreide verschiffungen aus russischen Häfen, zum Beispiel aus der Region Krasnodar, liefen indes relativ lebhaft weiter. Russland will kostenlos Getreide lie fern: Russlands Präsident Wladimir Pu tin umgarnt die afrikanischen Länder. Auf dem Afrika-Gipfel in St. Petersburg bot er vergangene Woche mehreren Staaten an, in den nächsten Monaten kostenlos jeweils 25 000 t bis 50 000 t Getreide zu liefern. Konkret richtet sich dieses Angebot an Burkina Faso, Sim babwe, Mali, Somalia, die Zentralafrika nische Republik und Eritrea. ◀
Gerade bei Sonder kulturen befürchten viele Agrarminister Nachteile durch die EU-Vorschläge. Foto: landpixel
Nach dem Auslaufen des Getreideabkommens Solidaritätsrouten ausbauen – das for dert der Ukrainische Getreideverband (UGA). Er appelliert an EU-Handelskom missar Valdis Dombrovskis, die im Mai vergangenen Jahres eingerichteten Soli daritätsrouten für Agrarexporte aus der Ukraine auszubauen. Über „grüne Korri dore“ könnte nach dem Ende des Getrei deabkommens die Ausfuhr über europäi sche Häfen in Drittländer gesteigert wer den. Der UGA schlägt zudem vor, dass Brüssel einen Teil der Kosten überneh men sollte, die den europäischen Spedi teuren und Häfen bei der „Durchleitung“ des ukrainischen Getreides entstehen. Dadurch könnten die Ausfuhren über die Solidaritätsrouten um 1 Mio bis 1,5 Mio t Getreide pro Monat gesteigert werden. Der Preisunterschied zu den günstigeren Routen betrage etwa 30 bis 40 € pro Tonne. Zur Finanzierung sollte die EU Kommission Subventionen bereitstellen, um zusätzliche Logistikkosten beim Tran sitverkehr und teilweise auch Hafenkos ten für ukrainisches Getreide zu decken. Der Verband rechnet damit, dass die uk rainischen Landwirte in diesem Jahr rund 69 Mio. t Getreide und Ölsaaten ernten werden und im Wirtschaftsjahr 2023/24 etwa 45 Mio. t exportieren könnten. Ukraine über die Solidaritätskorridore übernehmen. Darauf drängte zumindest EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechow ski in der Vorwoche beim Agrarratstref fen in Brüssel. Eine konkrete Zahl zur möglichen Höhe der Kostenübernahme nannte er nicht. Zudem stellte er klar, dass es sich hierbei um seine persönli che Meinung handle. Für die Freisetzung von Finanzmitteln wolle er nun im Kolle gium der Kommission werben. Gemäß dem Brüsseler Agrarchef sollte es mög lich sein, die gesamten ukrainischen Ag rarexporte über die EU in die darauf an gewiesenen Zielländer zu transportie ren. Wichtig sei, dass die Produkte mög Ein Getreidefrachter fährt im Sommer 2022 in der Nähe der ukrainischen Stadt Ismail donauaufwärts. Seit Aufkündigung des Schwarzmeerabkommens hat der Schiffsver kehr im Donaudelta massiv zugenommen. Foto: imago/Le Pictorium Wojciechowski für Übernahme von Transportkosten: Die EU soll einen Großteil der Transportkosten für die Ausfuhren von Agrarprodukten aus der
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| AGRARPOLITIK 8
Eco-Schemes: Anreiz erhöhen Bund und Länder wollen Öko-Regelungen anpassen
Dumpingpreisen bei wichtigen Agrar produkten führten. Den Landwirten drohe eine „Insolvenzwelle“, sollte die Kommission nicht zeitnah innovative Hilfen auf den Weg bringen. Laut der rumänischen Delegation sind die bisher geleisteten Hilfen aus der EU Agrarreserve zwar wichtig, ihr Umfang allerdings viel zu niedrig gewesen. Zu dem wurde betont, dass die Marktun gleichgewichte durch den Ukraine-Krieg und nicht durch die Landwirtschaft selbst verursacht worden seien. Agrar kommissar Janusz Wojciechowski er kannte an, dass Witterungsprobleme wie Trockenheit zuletzt in der EU deut lich zugenommen hätten. Allerdings sei es gegenwärtig noch zu früh, die Aus wirkungen auf die Ernte final abzuschät zen. Eine erneute Aussetzung der Stan dards 7 und 8 zum „guten landwirt schaftlichen und ökologischen Zustand“ (GLÖZ) sei jedoch nur durch eine Ände Die Vorschläge, auf die sich die Agrar ministerkonferenz (AMK) per Umlaufbe schluss geeinigt hat, dienen als Grund lage für Änderungen am deutschen GAP-Strategieplan für 2024, die das BMEL mit der EU-Kommission verhan deln muss. Sie sollen laut dem schles wig-holsteinischen Agrarressort, das aktuell den Vorsitz der AMK innehat, noch in diesem Monat bei der Brüsseler Behörde eingereicht werden. Die Pläne für die Öko-Regelungen sind aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) nach wie vor unzureichend. „Insbeson dere für Betriebe mit Dauergrünland gen für das Jahr 2024 im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ver ständigt. Dabei sollen höhere Prämien sowie vereinfachte Anforderungen, zum Beispiel durch abgesenkte Mindestflä chengrößen, dafür sorgen, dass die so genannten Eco-Schemes besser ange nommen werden. Zudem ist für 2024 – dem zweiten Jahr der Lernphase der neuen GAP-Förderperiode – laut BMEL auch geplant, die potenziell unver brauchten Mittel bis zu einem Höchst betrag von 130 % auf die Prämien der Eco-Schemes aufzuschlagen.
Die Öko-Regelungen werden für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland attraktiver ausgestaltet, nachdem die Resonanz in diesem Jahr schwach ausgefallen ist. Gemeinsam mit den Ländern hat sich das Bundes landwirtschaftsministerium (BMEL) in der vergangenen Woche auf Anpassun
rung des Basisrechtsakts der GAP mög lich. Dies bedeute, dass ein vollständi ges Gesetzgebungsverfahren notwendig wäre. Ob seine Behörde einen entspre chenden Vorschlag unterbreiten wird, ließ der Pole offen. Brüsseler Kreisen zufolge ist in der Kommission keine Mehrheit für einen solchen Schritt zu er warten. Als einer von wenigen Ressort chefs stellte Bundeslandwirtschaftsmi nister Cem Özdemir indes klar, dass er eine erneute Aussetzung der Regeln zur Stilllegung und zum Fruchtwechsel ab lehne. Zustimmung erhielt Özdemir von seinem französischen Amtskollegen Marc Fesneau. Gleichzeitig müsse man aber anerkennen, dass es durch die Witterungsprobleme und die Auswir kungen des Ukraine-Krieges Probleme mit der Ernährungssicherheit gebe, sag te der Pariser Agrarressortchef. Unter anderem Bulgarien, Griechenland, Itali en, Kroatien, Schweden, die Slowakei und Slowenien stellten sich hinter die rumänische Forderung nach einer Aus setzung. Viele der Länder drängten Brüssel außerdem dazu, weitere Hilfs programme für die Landwirtschaft auf den Weg zu bringen. ◀ und Tierhaltung sowie für den Gemüse-, Obst- und Weinbau gibt es aktuell lei der noch zu wenige Ansätze von Bund und Ländern für praktikable Verbesse rungen“, kommentierte DBV-Generalse kretär Bernhard Krüsken. Es sei zu er warten, dass die Öko-Regelungen daher auch 2024 nicht ausreichend beantragt und die Mittel nicht ausgeschöpft wer den. Der Verband forderte dazu auf, die Öko-Regelungen für 2024 und noch stärker für 2025 sowie die da rauffolgenden Jahre deutlich nachzu bessern. Im laufenden Jahr war das in Deutschland für Öko-Regelungen zur Verfügung stehende Gesamtbudget von gut 1 Mrd. € lediglich zu 61 % ausge schöpft worden. Besonders schwach war die Nachfrage bei den Regelungen „Bereitstellung von Flächen zur Verbes serung der Biodiversität auf Ackerland“, „Pflanzenschutzmittel-Verzicht“ sowie „Agroforst“. ◀ Agroforst war bundesweit eine der am wenigsten beanspruchten Öko-Regelungen. In Nordrhein-Westfalen betrug die Antrags fläche nicht einmal 5 ha. Foto: imago/photothek
Diese Anpassungen sind geplant: ∙ Brache: Betriebe sollen 2024 bereits mit bis zu 1 ha einsteigen können (auch wenn diese Fläche die 6%ige Obergrenze übersteigt). ∙ Vielfältige Kultur: Anhebung der Prämie von 45 auf 60 €/ha. ∙ Agroforst: Prämienanhebung von 60 auf 200 €/ha Gehölzfläche. ∙ Extensivierung Dauergrünland: 40-Tageregelung entfällt. Maßgeblich soll der Bestand an raufutterver zehrenden Großvieheinheiten (RGV) im Jahresdurch schnitt sein. ∙ Pflanzenschutzmittel-Verzicht: Prämienanhebung für Ackerland und Dauerkulturen auf 150 €/ha. ∙ Blühstreifen und Blühflächen: künftig Mindestgröße von 0,1 ha, begünstigungsfähig sind maximal 3 ha, weitere Größenvorgaben entfallen.
2024 wieder aussetzen GLÖZ 7 und GLÖZ 8: Özdemir gegen neue Ausnahme
Die Diskussion um die mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eingeführten Vorgaben zur Fruchtfolge und Stilllegung hat wieder Fahrt aufge nommen. Rumänien drängte beim Ag rarrat in der vergangenen Woche in Brüssel mit Unterstützung Polens und Ungarns die EU-Kommission dazu, die Landwirte auch im kommenden Jahr da von zu befreien. Die beiden Vorschrif ten im Rahmen der Konditionalität wa ren 2023 ausgesetzt worden. Die rumä nische Delegation begründete die For derung mit den niedrigen Niederschlä gen sowie den hohen Preisen für land wirtschaftliche Vorleistungsgüter. Ein weiteres Problem seien die großen Im portmengen aus der Ukraine, die zu
Weil sie mit niedri gen Ernteerträgen in diesem Jahr rech nen, fordern man che EU-Staaten, auch 2024 die ver pflichtende Flä chenstilllegung aus zusetzen.
Foto: imago/ Countrypixel
LZ 31 · 2023
AGRARPOLITIK | 9
Für loses Fleisch wird ab 2024 eine verpflichtende Her kunftskennzeich nung eingeführt. Foto: imago/ U. J. Alexander
Kennzeichnung von unverpacktem Fleisch kommt
Beides sei nun mit der eben falls verab schiedeten Tierhaltungs kennzeich nung möglich gemacht wor den. Damit werde langjährigen Forde rungen der Landwirt schaft und der Verbraucher nachgekommen.
Die nationale Regelung zur Herkunfts kennzeichnung von unverpacktem Fleisch kann kommen. Wie das Bun deslandwirtschaftsministerium mit teilte, hat das Bundeskabinett einen von Agrarminister Cem Özdemir abge änderten Verordnungsentwurf gebil ligt. Anfang Juli hatte der Bundesrat bereits seine Zustimmung unter der Maßgabe gegeben, dass die Kennzeich nung bei einer überwiegenden Abgabe von Fleisch der gleichen Herkunft auch durch einen allgemeinen und gut sicht baren Aushang im Laden als ausrei chend gilt. Einer entsprechenden An passung der Vorlage stimmte das Kabi nett nun zu. Dem Ministerium zufolge muss Anfang 2024 unverpacktes Fleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel eine verpflichtende Herkunftskennzeich nung aufweisen. Dies gilt bisher nur für die verpackte Ware, lediglich bei Rind fleisch auch schon für unverpackte Frischware. „Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Fleisch kaufen, wollen sie wissen, wie das Tier gehalten wurde und woher es kommt“, betonte Özdemir.
Qualitätsmerkmal“, hob Özdemir her vor. Es stehe für Tierschutz, gerechte Löhne und den Schutz der natürlichen Ressourcen. ◀
Parallel zur Tierhaltungskennzeichnung soll laut Özdemir auch die Herkunftsbe zeichnung im nächsten Schritt auf die Außer-Haus-Verpflegung ausgeweitet werden. „Tierhaltungs- und Herkunfts kennzeichnung sind für mich ein Ge schwisterpaar und gehören zusam men“, erklärte Özdemir. Die Kunden könnten so eine bewusste Kaufent scheidung treffen und sich aktiv für mehr Tierschutz, regionale Wertschöp fung und hohe Umweltstandards ent scheiden. „Made in Germany ist auch beim Fleisch ein von den Verbrauche rinnen und Verbrauchern anerkanntes die Labels aufzuklären, um deren volles Potenzial auszuschöpfen. Den Forsche rinnen zufolge verstehen viele Verbrau cher die Label oftmals nur unzurei chend, wodurch diese nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Hieran setz te die in der Fachzeitschrift „Journal of Agriculture and Food Research“ veröf fentlichte Studie an und untersuchte, wie Informationen die Wirksamkeit der Labels steigern könnten. ◀ Einstellungen und Erwartungen befragt. Gefragt nach den „sehr wichtigen The men“, die solch ein Monitoring abdecken sollte, wählten 85 % die Tiergesundheit, 79 % die Haltungsbedingungen, 76 % das Tierwohl bei Schlachtung und 70 % das Tierwohl beim Transport. Das Ausle ben des Normalverhaltens der Tiere brachte es auf 66 % und Emotionen auf 53 %. Als weitere wichtige Aspekte wur den die Sachkunde sowie die Entloh nung von Tierhaltern für den Mehrauf wand des Monitorings genannt. ◀
Regionales Bestandsmanagement beim Wolf? EU-Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen er wägt, in den Mitgliedsländern ein regionales Bestandsma nagement des Wolfs zu ermöglichen. Zwar müsse eine ge fährdete Art geschützt werden, erklärte sie. „Aber wenn in bestimmten Regionen die Art nicht mehr gefährdet ist, müs sen wir auch anders mit ihr umgehen – und sie zum Beispiel bejagen“, sagte von der Leyen. Die EU-Kommission arbeite derzeit an einem Vorschlag für eine neue Herangehenswei se. Dafür wichtig seien regionale Daten zur Entwicklung der Wolfspopulation, die gegenwärtig gesammelt würden.
Verständnis erhöht Zahlungsbereitschaft Je besser Kundinnen und Kunden die Bedeutung von Tierwohllabels verste hen, desto eher greifen sie auch für Tierwohlprodukte tiefer in die Tasche. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Federführung von Wissen schaftlerinnen der Universität Göttin gen und der Hochschule Weihenste phan-Triesdorf (HSWT). Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen ist es daher entscheidend, Verbraucher gezielt über Zustimmung für nationales Monitoring Ein nationales Tierwohlmonitoring für landwirtschaftliche Nutztiere trifft auf eine breite Zustimmung in verschiede nen gesellschaftlichen Gruppen. Dies zeigen laut dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Nationales Tierwohl-Monitoring“ (NaTi Mon). Bei der nicht repräsentativen Um frage, an der sich 1 893 Personen betei ligten, wurden Bürger, Landwirte, Wis senschaftler und Tierärzte nach ihren
Der Sprecher der CDU/CSU-Bun destagsfraktion für den ländli chen Raum, Henning Otte, be grüßte die Pläne. Zugleich for derte er die Bundesregierung auf, „endlich zu handeln“. Sie müsse den günstigen Erhal tungszustand nach Brüssel mel den, mit einem regionalen und regulierenden Wolfsmanage ment beginnen und sich auf EU Ebene für eine niedrigeren Schutzstatus des Wolfs einset zen. Der Vorsitzende der nieder sächsischen CDU-Landtagsfrak tion, Sebastian Lechner, appel lierte an die Landesregierung in Hannover, beim Thema Wolf „den Druck auch auf den Bund massiv zu erhöhen“. In diesem Zusammenhang erinnerte Lech ner an die kürzliche Ankündi gung von Ministerpräsident Ste phan Weil, die Zahl der Wölfe in einigen Regionen wie zum Bei spiel Deichen deutlich zu redu zieren. ◀
Das Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) rief anlässlich der Aussagen von EU-Kom missionspräsidentin von der Leyen die Bundesregie rung dazu auf, rechtliche Änderungen vorzunehmen, um zu einem aktiven Wolfs management zu kommen. Foto: imago/imagebroker
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Klimawandel: Wie kann die Praxis reagieren?
Die Landwirtschaft an veränderte Klimabedingungen anzupassen, wird immer wichtiger. Auf den trockenen, leichten Böden in der Lausitz ist dies schon jetzt ein wichtiges Thema, das praktische Anpassungen erfordert. BioökonomieREVIER, eine Strukturwandelinitiative des Forschungszentrums Jülich, hatte zu einer Exkursion in die Lausitz eingeladen, um sich vor Ort bei der Partnerregion Land-Innovation-Lausitz davon ein Bild zu machen.
Grünland oder Nutztierhaltung ist mög lich. In Calau wachsen beispielsweise Kamille, Amaranth, Bohnenkraut, Sal bei und Thymian zwischen Reihen von Hybridpappeln. Diese Baumart wurde als erstes gepflanzt, da sie schnell wächst und Windschatten bringt. Auch Legehennen werden unter den Bäumen gehalten – für die Direktvermarktung. Die Herausforderung ist groß auf den sandigen Böden der Lausitz: In den ver gangenen beiden Jahren wurden nur 400 mm Niederschlag pro Jahr gemes sen – statt der schon niedrigen übli chen 500 bis 550 mm. Die Schläge wer den in wissenschaftlichen Projekten weiter untersucht, auch nach einer wirt schaftlich interessanten Weiterverwer tung der Ernten wird geschaut, etwa, ob sich die Pflanzenöle zur Verwertung eig nen. Was die begleitenden wissen schaftlichen Untersuchungen bisher ge zeigt haben: Die Verdunstung auf dieser Agroforstfläche ist deutlich niedriger als auf den großen Schlägen. Gebietsheimische Wildpflanzen zur Entwick lung neuer Wertschöpfungsketten in der Lausitz auf den Flächen der Nagola Re GmbH. Fotos: Anke Krüger
Auf dem Versuchs feld für Agroforst der ZGJ Groß Jehser GmbH bei Calau profitiert Kamille vom Windschatten der Pappeln.
▶ Versuchsfeld für Agroforst Erste Station der Exkursion war ein Ver suchsfeld für Agraroforst der ZGJ Groß Jehser GmbH bei Calau. Im Jahr 2020 wurde dort auf 10 ha eine Fläche mit multifunktionaler Landnutzung ange legt. Beim Konzept des Agroforsts ste hen landwirtschaftliche oder gärtneri sche Kulturpflanzen zusammen mit Ge hölzen auf einer landwirtschaftlichen Fläche, auch eine Kombination mit
Eines gleich vorweg: Im Rahmen der Exkursion wurden den Teilnehmerinen und Teilnehmern interessante Beispiele demonstriert, wie Bäuerinnen und Bau ern in einer Kohleregion wie der Lausitz mit dem Klimawandel umgehen.
Bioökonomie Ziel der Bioökonomie ist eine nachhaltige, biobasierte Kreislaufwirtschaft, betrieben mit tierischen, pflanzli chen und mikrobiellen Roh- und Reststoffen wie Ölen, Eiweißstoffen und Fasern. Sie soll klimaneutral sein und kommt ohne fossile Rohstoffe wie Erdöl aus. Die Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinland zählt zu einer der wichtigsten Branchen hierfür. Die vom Forschungs zentrum Jülich koordinierte Initiative BioökonomieRE VIER verbindet Akteure unterschiedlicher Branchen aus Chemie, Pharma, Kosmetik, Biotechnologie, Maschinen bau, Papier, Textil und Energie und bietet Fachveranstal tungen wie den Bioökonomie Feldtag an. Interessierte Landwirte aus der Region sind herzlich willkommen, sich an praxisnahen Forschungsprojekten zu beteiligen. Hier geht es etwa um den Testanbau von Kräutern, Medizinal- und Aromapflanzen, neuen Öl- und Faserpflanzen oder um den Pflanzenanbau unter Agri Photovoltaikanlagen – das Forschungszentrum betreibt die erste Demonstrationsanlage dieser Art in Morsche nich-Alt im Kreis Düren. ◀
Im Betrieb von Thomas Domin in Peickwitz wird Pflanzenkohle zur Erhöhung der Wasserhalte kapazität eingesetzt.
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ketten in der Lausitz befasst. Potenziel le Nutzer können die Pharmazie, Agro chemie, Lebensmittelwirtschaft und die Kosmetik sein. Außerdem werden hier regionale Wildkräuter in Erhaltungspro grammen und als Regiosaatgut gezüch tet. Damit werden unter anderem die Tagebaufolgelandschaften der Lausitz renaturiert. Auch wenn die Züchtung von Wildpflan zen sich schwierig darstellt, vor allem hinsichtlich der deutlichen Zeitunter schiede beim Auflaufen der Samen im Gegensatz zu Kulturpflanzen, so ist doch der große Vorteil, dass diese Pflanzen heimisch sind und mit der Tro ckenheit besser klarkommen. ▶ Wertvolle Erfahrungen Elke Strommenger vom Landmarkt Wey aus Jüchen meinte anschließend: „Wir Landwirtinnen und Landwirte sollten offener sein für neue Anbaumethoden und den Mut haben, diese auszuprobie ren. Wir müssen dies nicht alleine tun und freuen uns über das Angebot, dies gemeinsam mit Projektpartnern wie Mehrere Verbände appellieren an die Bundesregierung, die Vorteile der Bio energie bei der Nationalen Biomasse strategie (NABIS) zu berücksichtigen. Gemeinsam haben sie dazu eine Petiti on gestartet, wie der Bundesverband Bioenergie (BBE) am Freitag vergange ner Woche mitteilte. Darin fordern sie unter anderem, die systemrelevante Funktion der energetischen Biomasse nutzung in einem klimaneutralen Wirt schaftssystem anzuerkennen. Initiiert wurde der öffentliche Appell neben dem BBE vom Deutschen Bauern verband (DBV), der „Arbeitsgemein schaft Deutscher Waldbesitzerverbän de (AGDW) – Die Waldeigentümer“, den Familienbetrieben Land und Forst, dem Fachverband Biogas (FvB) sowie dem Aktionsbündnis Forum Natur (AFN). Ei ne nationale Strategie für den nachhal tigen Umgang mit Biomasse war von den Regierungsparteien im Koalitions vertrag vereinbart worden und wird derzeit auf Grundlage des im Oktober 2022 vorgelegten Eckpunktepapiers er arbeitet. Übergeordnetes Ziel ist es, den Schutz von Klima und Biodiversität sowie die Energiewende voranzutrei
Land-Innovation-Lausitz
Land-Innovation-Lausitz (LIL) ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „WIR!-Programms“ gefördertes Bündnis mit über 70 assoziierten Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel ist es, die Lausitz zu einer Modellregion für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel zu entwickeln. Die Exkursion wurde begleitet von Expertinnen und Experten des Leibniz Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg (BTU CS), des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF) und des Leibniz-Instituts für Gemüse und Zierfpflanzenbau (IGZ). ◀
▶ Pyrolyseanlage als Experiment
In Peickwitz betreibt Thomas Domin ei nen 360 ha großen Betrieb mit Acker bau – vor allem Roggenanbau – sowie Legehennen, Schweinen und Rindern mit eigener Hofschlachtung und Direkt vermarktung. Er experimentiert mit ei ner Pyrolyseanlage zur Verwertung von Hackschnitzeln von Agroforstgehölzen. Vermischt mit abgepreßten Gärresten aus der Biogasanlage und effektiven Mikroorganismen wird die Pflanzen kohle als Bodenzuschlagsstoff ausge bracht. Die Wasserhaltekapazität der Böden und die Flächenproduktivität zu verbessern ist dabei das Ziel. Thomas Domin ermunterte die Besu cher aus dem Rheinland, sich von Rück schlägen nicht entmutigen zu lassen. Was er jedoch festgestellt hat: Die Ver dunstungsrate und die Abtragung des Bodens durch die Trockenheit fällt auf den Böden mit Pflanzenkohlezuschlä gen schon geringer aus als auf dem ur sprünglich belassenen Boden des Nach barschlags. ▶ Neue Wertschöpfung Nach einem Zwischenstopp mit Tage baubesichtigung in Welzow wurde eine im Jahr 2021 angelegte Trüffelanlage in Jehserig besucht. Hier wurden Zerr- und Stieleichensämlinge gepflanzt, die zu vor mit dem Frühlingstrüffel beimpft worden waren. Man darf gespannt sein, wie sich der Trüffelpilz, der in der Lau sitz natürlicherweise vorkommt, entwi ckeln wird – vielleicht ein neues Ge schäftsmodell für die Region. Die letzte Station führte nach Jänsch walde zur Nagola Re GmbH, die sich mit Projektpartnern auf die Nutzung ge bietsheimischer und klimaangepaßter Wildpflanzen als Grundlage für die Ent wicklung neuartiger Wertschöpfungs
dem Forschungszentrum Jülich zu star ten.“ Und André Dülks vom Hackma schinen-Start-up Feldklasse aus Meer busch ergänzte: „Wildkräuter sind eine attraktive Anwendung für unsere Hack maschine im Bereich der Wildpflanzen vermehrung, die wir in der Lausitz ken nengelernt haben.“
Anke Krüger, Forschungszentrum Jülich, BioökonomieREVIER
Verbände drängen auf Anerkennung der Bioenergie
ben. Die NABIS müsse eine „Chancen strategie“ werden und dazu beitragen, schneller als bislang aus fossilen Ener gien auszusteigen, betonte BBE-Ge schäftsführer Gerolf Bücheler. Dafür sei die Bioenergie unverzichtbar. Durch flexible und speicherbare erneuerbare Energie trage Biomasse bereits heute entscheidend zum Klimaschutz, der Unabhängigkeit von Energieimporten und zur Versorgungssicherheit bei. Auch für die Land- und Forstwirtschaft sowie die nachgelagerten Bereiche spiele die Bioenergie eine wichtige Rol le, gaben die Verbände zu bedenken. So könnten Abfall- und Reststoffe verwer tet, die Ökosystemleistungen bereitge stellt, die Fruchtfolgen aufgelockert so wie der Waldumbau und die Waldpflege unterstützt werden. Das würde den Ver bänden zufolge insbesondere dem ländlichen Raum zugutekommen. All dies müsse durch die Strategie unter stützt werden. In der Petition fordern die Initiatoren zudem, nicht noch mehr ordnungsrechtliche Regelungen für Bio energie einzuführen, da der Bereich be reits umfassend reguliert sei. ◀
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500 ha Moorfläche werden vernässt In der Niederrheinischen Bucht sollen rund 500 ha Moorfläche wiedervernässt und für den Naturschutz genutzt werden. Dies teilten am Donnerstag vergangener Woche das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesamt für Natur schutz (BfN) mit, die das Vorhaben mit rund 1 Mio. € fördern. Träger des Pro jekts „Renaturierung von Moorlebens räumen auf der Bergischen Heideterras se“ ist der BUND Nordrhein-Westfalen. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Bundesprogrammes Biologische Vielfalt.
nässung vermindert auch die Auswir kungen von Starkregen, Überschwem mungen und Dürren“, erläuterte Rie wenherm. ◀
verwies darüber hinaus auf die Wasser speicherfähigkeit von Mooren. Die Re naturierung sei eine wichtige Klimaan passungsmaßnahme, „denn Wiederver
Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte die Rolle von Mooren als Le bensraum für gefährdete Pflanzen und Tiere sowie als Speicher für Kohlen stoff. „Mit der Nationalen Moorschutz strategie, die das Bundeskabinett Ende 2022 beschlossen hat, sind die Wei chen gestellt für mehr und besseren Na tur- und Klimaschutz“, sagte Lemke. BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm
In der Niederrheinischen Bucht sollen rund 500 ha Moorfläche wiedervernässt und für den Naturschutz genutzt werden. Foto: imag/imagebroker
Infotafeln informieren über Waldumbau Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen informiert jetzt mit insgesamt 300 Hinweistafeln über die aktuellen Entwicklungen im Wald. Darauf hat das NRW-Landwirtschafts ministerium vergangene Woche hinge wiesen. Ziel sei es, die Bürgerinnen und Bürger bei den derzeitigen Verän derungen und Pflegemaßnahmen im Wald „mitzunehmen“, betonte NRW Landwirtschaftsministerin Silke Gori ßen. Angesichts der großen Waldschä den sei es wichtig, gesamtgesellschaft lich zu handeln und die Wiederauffors
tung mit klimastabilen Bäumen voran zutreiben. Auch der Leiter von Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, Thomas Kämmerling, unterstrich, dass der Aus tausch mit den Waldbesuchern sehr wichtig sei. „Hier unterstützen uns die Schilder, denn sie geben erste Antwor ten auf Fragen und wecken Verständnis für die verschiedenen Pflegemaßnah men für den Wald der Zukunft“, so Kämmerling. Die Schilder sollen nach Angaben des Ministeriums überall im Land an Wanderwegen und Waldflä chen aufgestellt werden. ◀ vorsitzende Christoph Kempkes. Laut RWZ-Finanzvorstand Michael Göthner werden die bisherigen Mitglieder jetzt zu Aktionären. „Da die RWZ nicht bör sennotiert ist, wird der Aktienhandel über unser Haus gemanagt“, sagte Göthner. Der Rechtsformwechsel ist nach Anga ben der RWZ bereits im Handelsregister eingetragen. Auf das operative Geschäft des Unternehmens habe dies keine Aus wirkungen. Vertragsbeziehungen, be hördliche Genehmigungen und sonstige Rechtsbeziehungen zu Dritten bestehen laut RWZ fort und bleiben von dem Rechtsformwechsel unberührt. ◀
Das Land NRW stellt Informationstafeln für Bürger zum Waldumbau auf. Foto: MLV
RWZ nun Aktiengesellschaft Die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein Main (RWZ) ist seit Dienstag vergange ner Woche Aktiengesellschaft. Nach dem die Mitglieder der Generalver sammlung im April dieses Jahres ein stimmig dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat für einen Rechtsform wechsel gefolgt sind, firmiert die RWZ nun auch offiziell als Aktiengesell schaft (AG). „Die neue Rechtsform bie tet uns viele Chancen. Möglich wurde die Umfirmierung zur AG durch eine beträchtliche Steigerung unseres Un ternehmenswertes in den vergangenen Jahren. Basis dafür war eine klar be nannte und konsequent umgesetzte Strategie“, betonte der RWZ-Vorstands
Die RWZ firmiert seit Dienstag vergangener Woche als Aktiengesell schaft. Foto: RWZ
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RECHT & STEUER | 13
Vorsteuer: Nachteil für Pauschalierer Die vom Bundesfinanzministerium (BMF) geplante Kürzung der Vorsteuer pauschale für Landwirte von 9,0 % auf 8,4 % stößt beim Deutschen Bauern verband (DBV) auf Kritik. In seiner Stellungnahme zum Referentenentwurf des „Wachstumschancengesetzes“
grenze von 600 000 € nicht berück sichtigt wurde. Durch das Einziehen dieser Schwelle seien aber weit mehr als 10 000 Betriebe aus dem Anwen dungsbereich der Pauschalierung he rausgefallen. Trotzdem beziehe sich der zugrundeliegende Berechnungszeit raum noch auf alle Betriebe, welche die Umsatzpauschalierung vor der Anwen dung der Umsatzgrenze hätten nutzen können. Dieser systematische Fehler führe zu einer Unterschätzung des Pau schalierungssatzes und zu einer Be nachteiligung der pauschalierenden Landwirte. Aus Sicht des DBV liegt da mit ein Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichheit der Besteuerung vor. ◀ ten. Die Unternehmerinnen würden in den ersten fünf Jahren ihrer Selbststän digkeit sowie bei ihrer Existenzgrün dung unterstützt. Mit dem neuen Zu kunftsfeld „Effiziente Bewässerung und Speicherbecken“ werden Steinbock zu folge Investitionen in entsprechend moderne Technik gefördert. Dies könn ten beispielsweise Linear- und Kreisbe wässerungsanlagen oder Messtechnik und Software zur Erhöhung der Intelli genz und Digitalisierung von Bewässe rungssystemen sein. ◀
vorliegen, müsste der Satz erhöht statt gesenkt werden. Der Bauernverband erinnert daran, dass er bereits bei der Anpassung des Durchschnittssatzes auf 9,0 % angemerkt habe, dass dieser Satz ermittelt werden müsse, und zwar aus dem Verhältnis der Summe der Vorsteuern zu der Summe der Umsätze derjenigen Unternehmer, die ihre Um sätze nach § 24 Absatz 1 Nummer 3 des Umsatzsteuergesetzes versteuer ten. Dabei sei ein Zeitraum von drei Jahren ausschlaggebend. Außerdem stellt der DBV fest, dass bei der Berechnung durch das BMF die ab 2022 erstmalig eingeführte Umsatz führt worden seien. Auch bei der vor gesehenen Hofnachfolge habe es mit einem Anteil von rund 18 % kaum bes ser ausgesehen. Steinbock verwies auf die Studie „Frauen.Leben.Landwirt schaft“ des Thünen-Instituts, die er hebliche Zugangsbarrieren für Frauen in der Landwirtschaft ausgemacht ha be. Mit dem neuen Förderangebot wol le die Rentenbank dazu beitragen, dass Frauen verstärkt als Unternehme rinnen in der Land- und Forstwirt schaft Entscheidungen treffen könn
stellt der DBV fest, dass der Satz von 8,4 % von einer historischen Daten grundlage abgeleitet sei, die entgegen der EU-Systemrichtlinie nicht den Kreis derjenigen Betriebe abbilde, die aktu ell Zugang zur Pauschalierungsrege lung hätten. Dies führe zu Ergebnissen, die dem eigentlichen Anspruch an das Berechnungsverfahren nicht gerecht würden. Nach den Zahlen, die dem DBV
Die Absenkung der Vorsteuer benach teiligt nach Ein schätzung des Deut schen Bauernver bands pauschalie rende Betriebe. Foto: landpixel
Rentenbank fördert Frauen Die landwirtschaftliche Rentenbank hat vergangene Woche ihr Förderpro gramm „Zukunftsfelder im Fokus“ um zwei Bausteine erweitert. Neu hinzu gekommen sind die Felder „Hofnach folgerinnen und Existenzgründerinnen in der Land- und Forstwirtschaft“ so wie „Effiziente Bewässerung und Speicherbecken“. Die Sprecherin des Vorstandes der Rentenbank, Nikola Steinbock, wies darauf hin, dass 2020 lediglich 11 % der Landwirtschaftsbe triebe in Deutschland von Frauen ge
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